Draupnir frá Sau∂árkróki war 1989 auf Island geboren, seine Mutter Snót frá Sau∂árkróki und sein Vater þáttur frá Kirkjubæ stammen aus berühmten Zuchten. Dieser Abstammung, seinem makellosen Gebäude, üppigem Langhaar und seiner überragenden Veranlagung als Fünfgänger war zu verdanken, dass er 1997 für die italienische Mannschaft an der Islandpferde Weltmeisterschaft in Norwegen teilnahm. Nach einer Lungenerkrankung war er zur Genesung auf einer Südtiroler Alm und sollte auf dem Oedhof bei Landshut von Trausti Thor Gudmundson wieder antrainiert und in den Sport gebracht werden. Dort lernten wir uns kennen und er sollte nach meinem Umstieg von den Warmblütern mein neuer Sportpartner werden. Draupnir ist im Isländischen der Name für den goldenen Zauberring des nordischen Göttervaters Odin; und golden war nicht nur das fuchsfarbene Fell von diesem Pferd, sondern auch sein Herz und sein Charakter. Er war ein unerschrockener Kämpfer, immer freundlich und leistungsbereit, ein schneller Rennpasser, immer fokussiert und nicht aus der Ruhe zu bringen. Als souveräner Herdenchef konnte er sich mit kleinsten Signalen freundlich Respekt verschaffen. Von Draupnir durfte ich sehr viel über die Besonderheiten des Gangpferdereitens lernen. Ihm verdanke ich meine wichtigsten Erfolge im Islandpferdesport. Daneben wurde er zu einem wunderbaren, unerschrockenen und zuverlässigen Partner im Gelände, egal ob allein, mit ein oder zwei Pferden an der Hand oder selbst als Handpferd. Jeden Unsinn machte er gelassen mit, zog uns beim Skijöring oder ließ sich ohne Sattel und nur mit Halfter und Strick ausgerüstet ins Wasser reiten.
Im Alter wurde er nicht mehr geritten, war „nur“ noch Therapiepferd für unsere PatientInnen in der Psychotherapie und er zeigte uns ganz nebenbei, wie würdevolles Altern geht. Seine Zähne waren nicht mehr die besten und manchmal schwankte er beim Gehen oder wackelte beim Schmied. Trotz zunehmender Einschränkungen stellte niemand seine Rangposition in Frage. Er hatte bis zuletzt ein makelloses Aussehen, mit glänzendem Fell, üppiger Mähne, vollem Schweif und war immer höflich und zugewandt.
Zu Sylvester beobachtete er noch gelassen das Feuerwerk in der Nachbarschaft. In der Nacht zum 4. Januar bekam er eine schwere Kolik aufgrund einer Darmverdrehung, die keine Alternative ließ, als ihn in Würde gehen zu lassen. Draupnir hinterlässt eine große Lücke. Marika Weiger